Mit dem Reisebus ging die fünfte WindsArt-Kulturfahrt am 30. Juli, mit dem
nicht zu vermeidenden Stau zum Ferienbeginn, diesmal in die Oberpfalz. Ein
buntes Völkchen von 40 kulturinteressierten Personen machte sich mit zwei
professionellen Stadtführern auf den Weg durch die historische Altstadt
Ambergs, die zu den wohl am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen
Europas zählt. Neben der Stadt-brille, der Basilika St. Martin und dem
Rathaus, gehören auch das Eh`-Häusel, heute das kleinste Hotel Deutschlands,
das Walfisch- oder Jonas-Haus oder die Schulkirche des Klosters Sankt
Augustinus mit ihrem beeindruckendem Rokoko-Interieur zu den
architektonischen Glanzlichter dieser Stadt. Die mittig durch die Altstadt
verlaufende Vils, früher für den Transport von Eisenerz und Salz genutzt,
gibt, mit ihren sieben Brücken innerhalb der Stadtmauer, dieser Stadt Ihren
besonderen Charme.
Bei perfektem Ausflugswetter ging es nach dem Mittagessen im Biergarten des
Restaurants „Rußwurm-Haus“ in die Engelsburg, auch „Klösterle“ genannt, in
dem das 2006 gegründete Luftmuseum unterge-bracht ist. Zu verdanken haben
die Amberger dieses Museum, eine der mittlerweile größten Attraktionen der
Stadt, der Eigeninitiative und Hartnäckigkeit des Künstlers Wilhelm Koch.
Zwei Mitarbeiterinnen des Hauses führten die beiden Gruppen durch dieses
einzigartige Museum mit Exponaten wie der Luft-dusche, dem fliegenden
Teppich, dem Luft-Globus, dem Pneu-Thron, dem 16-Ventiler, dem Pneu-Haufen,
der Einkaufstütenorgel und der Quadratur des Schlauches. Ergänzt werden die
Bestände um Leihgaben von Künstlern, Architekten und Designern, die mit dem
Medium Luft arbeiten. Eine Sonder-ausstellung zum 10-jährigen Bestehen
widmete sich dem Thema Schweben: Zwischen Illusion und Präzision,
Transzendenz und Transparenz" eine kulturgeschichtliche Themenausstellung.
Auf dem Heimweg war man dann zu Gast bei dem außergewöhnlichen
Natur-Künstler Franz Pröbster-Kunzel in Forchheim bei Freystadt. Der
Grenzgänger, wie er sich selbst bezeichnet, erläuterte in seinem „Garten des
heiligen Irrsinns“ seine Metamorphose vom Bauern zur Vogelscheuchte und
letztendlich zum anerkannten Künstler. Gesundheitlich bereits schwer
angeschlagen befreite sich der gelernte Land-wirt 1975 von den Zwängen der
heutigen Landwirtschaft und begann als freischaffender Künstler mit
Naturmaterialien zu arbeiten. Eines seiner vielen Rituale ist es, für jeden
„geschafften“ Tag eine Kerbe in ein Holzbrett, das für einen Monat steht, zu
schlagen. Seine Werke aus Holz, Stein und Metall, die dem Zyklus der
Jahreszeiten ausgesetzt sind, stehen für die Vergänglichkeit, dem Rhythmus
der Natur, für säen und ernten, oder handeln vom Sein und der Zeit. In
seinem „Haus der Schreine“, dem Dachboden über seinem Atelier, verzauberte
er die Besucher mit mystischen Aktionen, die einer schamanischen Zeremonie
glichen. Bei Kaffee und Kuchen konnte man sich dann in seinem Atelier ein
Bild machen von der Vielfalt und der Originalität seiner Arbeit, mit der er
sich im In- und Ausland einen Namen gemacht hat. Mit dieser beeindruckenden
Nahaufnahme in das Denken und Wirken eines Künstlers macht sich die Gruppe
auf die Heimfahrt. Ein WindsArt-Kulturausflug der etwas anderen Art, wie
immer toll organisiert, mit einer Menge an Eindrücken, die sicherlich noch
lange in Erinnerung bleiben.